Verhütung ohne Hormone

Glücklicherweise gewinnt dieses Thema immer mehr an Aufmerksamkeit. Auch ich habe mich nach fast 7 Jahren, in denen ich die Antibabypille genommen habe, mit dem Thema alternative Verhütung ohne Hormone befasst.

Die Ergebnisse meiner Recherchen und auch meine Erfahrungen möchte ich euch daher nicht vorenthalten.

Erst mal kurz zur Wirkung von Hormonen auf den Körper. Sei es die Antibabypille, ein Verhütungsring oder auch ein Implantat – alle Mittel geben Hormone an den Körper ab und beeinflussen so künstlich den weiblichen Zyklus. Es findet deshalb kein Eisprung mehr statt und in der einwöchigen Pillenpause beginnt die so genannte Abbruchblutung, die eigentlich keine richtige „Periode“ mehr ist, sondern eine Entzugserscheinung vom Körper, die grundsätzlich nicht nötig ist, aber für die Frau einen „natürlichen“ Zyklus simulieren soll. Im Prinzip wird dem Körper mit den Hormone vorgespielt, dass er schwanger ist und nach den 21 Tagen Pilleneinnahme sein Baby während der Abbruchblutung verliert. Übel, oder?

Nach vielen Jahren der Einnahme, die von Frauenärzten mit Nachdruck empfohlen wird, habe ich mir darüber Gedanken gemacht, was die Pille mit dem Körper eigentlich anstellt. Zuvor habe ich auf eine laktosefreie, „vegane“ Pille gewechselt (von Aida auf Maxim). Bei der Suche nach alternativen Verhütungsmethoden stieß ich auf verschiedenste Varianten. Einsatz von Kupferkette/-spirale, Barrieremethoden, natürliche Methoden, und auch sehr fragwürdige Methoden, auf die ich hier nicht näher eingehen werde.

Beginnen wir mit dem Einsatz von Kupfer – als Spirale oder als Kupferkette (Gynefix). Dazu wird in einem kleinen Eingriff die Spirale oder Kette in die Gebärmutter eingesetzt. Durch die Kupferionen, die abgegeben werden, wird eine Einnistung der Eizelle verhindert. Besonders die Variante der Gynefix Kupferkette war sehr interessant für mich. Bei dieser Methode ist Frau ca. 5 Jahre vor einer Schwangerschaft geschützt. Diese Methode gilt als sehr sicher, allerdings bringt sie auch einige Kritikpunkte und Risiken mit sich. Beispielsweise, dass der Eingriff eine körperliche Belastung darstellt, da eben ein Fremdkörper eingesetzt wird. Auch die Monatsblutung soll sich bei vielen verstärken. Außerdem muss die Gebärmutterwand eine gewisse Dicke haben, da die Verankerung der Kette sonst nicht halten kann und beim Einsetzen die Gefahr besteht, in den Darm zu „stechen“, wenn die Wand zu dünn ist. Der letzte Punkt war auch der, wieso ich mich nicht für diese Variante entschieden habe. Meine Frauenärztin sagte mir, dass meine Gebärmutterwand viel zu dünn sei um die Gynefix einzusetzen. Für die Spirale sei mein Muttermund und meine Gebärmutter ebenfalls zu klein und sie würde sich weigern, diese einzusetzen, da das Risiko zu groß ist. Schade, das wäre eine gute, sichere, vergleichsweise (zur Pille) günstige und für mich auch sehr alltagstaugliche Lösung gewesen.

(Update: Knochenleim wird zur Elektrolyse von Kupfer benötigt. Von diesem Gesichtspunkt aus ist Kupfer also nicht vegan.)

Nach etwas Recherche habe ich mich für NFP, auch symptothermale Methode, entschieden. Da ich zu dem Zeitpunkt sowieso in keiner Beziehung war, konnte ich die Zeit nutzen, meinen natürlichen Zyklus kennen zu lernen. NFP – für natürliche Familienplanung – bedeutet, dass man anhand von Körpersymptomen (Temperatur, Zervixschleim/Muttermund) feststellt, an welchen Tagen man unfruchtbar und an welchen man fruchtbar ist. Klingt wie Hokospokus, ist aber absolut logisch. Der Zyklus beginnt mit der Monatsblutung. In dieser Phase ist die Basaltemperatur (also die Kerntemperatur, die du vor dem Aufstehen misst) niedrig. Bis zum Eisprung bleibt die Temperatur in etwa auf diesem Level. Nach dem Eisprung steigt die Temperatur an und in dieser sogenannten Hochlage ist man „von Natur aus“ unfruchtbar. Um die Temperatur zu messen, benötigt man ein Thermometer mit 2 Nachkommastellen. Zuerst hatte ich ein digitales, bin dann aber auf dieses analoge Thermometerumgestiegen und sehr zufrieden damit. Das wäre die reine Temperaturmethode. Jedoch wird bei NFP die Temperaturmethode mit der Schleim- oder Muttermundbeobachtung kombiniert um somit eine hochsichere (vergleichbar mit der Pille) Verhütung zu bekommen. Bei der Schleimbeobachtung wird jeden Tag der Zervixschleim kontrolliert und auch in die Kurve eingetragen. Hormonellbedingt ist der Schleim in den fruchtbaren Tagen und besonders zum Zeitpunkt des Eisprungs wesentlich flüssiger um die Bewegungsfähigkeit der Spermien zu erhöhen. In der unfruchtbaren Zeit, wird der Zervixschleim „schlechter“ d.h. zähflüssiger oder sogar klumpig. Bei der Muttermundbeobachtung wird die Öffnung und der Härtegrad des Muttermunds täglich bestimmt. Beim Eisprung ist dieser logischerweise offener und weicher als an anderen Tagen. Nach festen Regeln wird der Zyklus dann ausgewertet und man kann feststellen, an welchen Tagen man sicher unfruchtbar ist. Diese Methode erfordert natürlich, dass man sich mit seinem eigenen Körper auseinander setzt, was für mich aber sehr spannend war. Ich nutze NFP zusammen mit mynfp.de und der zugehörigen App. Hier findet ihr nochmal eine Einführung und Erklärung dazu. Auch das Praxisbuch der Arbeitsgruppe NFP ist sehr anschaulich und empfehlenswert. Außerdem habe ich für myNFP Videos auf YouTube gedreht, die ihr auf diesem Kanal finden könnt. Hier könnt ihr auch nochmal mein ziemlich altes Video zur alternativen Verhütung sehen.


Verhütung in fruchtbarer Zeit

Da ich mich nun für NFP entschieden hatte, war es natürlich nötig mir Gedanken über die Verhütung in der fruchtbaren Zeit zu machen. Das sind Barrieremethoden wie z.B. ein Kondom. Da muss ich persönlich sagen, dass mir nur die Nutzung dieser zu unsicher wäre und auf Dauer – natürlich in einer festen Partnerschaft – lästig. Ich habe mich aber weiter informiert über alternative Barrieremethoden und stieß relativ schnell auf Diaphragma, Lea und chemische Verhütungsmittel. Letztere kamen für mich nicht in Frage, da sie sehr aggressiv auf die Schleimhaut und Vaginalflora sind. Lea ist eine Art Portiokappe, die sich an den Muttermund saugt und somit das Eindringen der Spermien verhindert. Durch ein Ventil können Flüssigkeiten aus der Gebärmutter abfließen. Dieses muss aber eine Weile vor dem Sex eingesetzt werden und erscheint riesig. Auch das Ventil war für mich nicht gerade vertrauenserweckend. Damals habe ich allerdings versucht dieses bei der Apotheke zu bestellen. Lea war zu dem Zeitpunkt allerdings nicht verfügbar.

Stattdessen empfahl man mir das Caya, über das ich mich dann zuerst informierte. Caya ist ein Diaphragma, das aber hingegen zu den Standardmodellen, nicht beim Frauenarzt angepasst werden muss. Leider kannte sich meine Frauenärztin auch damit nicht wirklich aus, sodass sie mir die Möglichkeit des Dias nicht erklärt hat. Das Caya wird zusammen mit einem Gel (in dem Fall Caya Gelidentisch mit Contragel grün – vegan) zusammen eingeführt und setzt sich dann vor den Muttermund und verhindert so das Eindringen von Spermien. Sollte es doch mal ein Spermium unter den Rand des Dias schaffen, so lähmt das Gel diese und macht sie bewegungsunfähig. Das Caya Diaphragma bleibt nach dem Verkehr mindestens 6 bis maximal 24 Stunden in der Vagina. Das Gel ist hingegen zu abtötenden Gels (Wirkstoff: Nonoxyl 9) nicht reizend für die Schleimhaut sondern durch die Milchsäure eher pflegend um die Vaginalflora gesund zu halten und z.B. Pilzinfektionen vorzubeugen. Die Sicherheit des Diaphragmas ist vergleichbar bzw. etwas höher als die von Kondomen, vorausgesetzt, sie werden richtig angewendet. Infos zu dem Caya findet ihr hier. Das Caya lässt sich 2 Jahre lang benutzen, sollte aber nach jedem Geschlechtsverkehr auf Risse überprüft werden. Außerdem solltet ihr den Sitz einmal von einem Frauenarzt (meiner Erfahrung nach aber wenig Know-How) oder bei proFamilia überprüft werden. Ich war bei Profamilia, die mir den perfekten Sitz des Cayas bestätigt haben.


Fazit

Für mich ist NFP eine gute Möglichkeit der Verhütung – natürlich, günstig, ohne Hormone oder Eingriffe in meinen Körper. In der hochfruchtbaren Zeit gehe ich lieber sicher und verwende das Caya zusammen mit Kondomen, ansonsten alleine.

Wie verhütet ihr? Nehmt ihr noch die Pille und sucht nach Alternativen?

Eure Jess ♥

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2 Kommentare

  1. Hallo Jess! ❤️

    Ich folge dir schon relativ lange auf YouTube und finde es echt richtig super, dass du so natürlich und ohne Hemmungen über Tabuthemen, wie z. B. Verhütung sprichst.

    Zu deinem Post: Ich finde alles echt gut erklärt und schön geschrieben! Und ich wollte meinen „Senf dazu geben“, indem ich von meiner momentanen Verhütung berichte.
    Ich habe über zwei Jahre die Pille genommen, war aber mit deren Wirkung nicht zufrieden und hatte auch Bedenken wegen der vielen Nebenwirkungen. Auch hatte ich kaum noch Libido und fühlte mich einfach nicht wohl. Nach meiner letzten Beziehung habe ich sie abgesetzt und bin echt sehr glücklich damit! Seitdem verhüte ich mit Kondom und es hat fast immer ganz gut geklappt. Ist mir leider auch schon zweimal gerissen, sodass ich eine Pille danach neben musste.
    Jetzt will ich mir einen Kupferball einsetzen lassen, da die Kette für mich ungeeignet ist. Ich finde den Ball vielversprechender als die Spirale und werde bald einen Termin bei meiner Ärztin machen, um das kleine Ding endlich eingesetzt zu bekommen.
    Allerdings hab ich auch ein wenig Schiss, da der Ball eben sehr neu auf dem Markt ist. Im Internet gibt es neben den üblichen Horrorstorys aber fast nur gute Erfahrungsberichte. Ich sollte mich nicht so verrückt machen, anscheinend.

    Einen schönen Tag wünsch ich dir.

  2. Hallo Jess,

    beim Caya soll man ja auf Latexkondome verzichten. Kannst du da gute Alternativen nennen, die du auch weiter empfehlen würdest?

    Liebe Grüße
    Maia

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